Die Geschichte Kolumbiens
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Armut und Gewalt: Ein kurzer Überblick

 

In Kolumbien lebt fast die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Über zehn Millionen Arme führen ein erbärmliches Leben in den Slums der Großstädte. Der Mindestlohn beträgt 408.000 Pesos (entspricht ca 150 €) wobei das Leben nicht viel günstiger ist als in Europa. Supermärkte sind genauso teuer, wenn nicht gar teurer als in Deutschland. Viele Menschen sind ohne Arbeit und müssen durch betteln oder Kleinstjobs ihre Familien ernähren. Daher ist das Großstadtbild geprägt von Bettlern, Straßenverkäufern und Straßenkindern.


Auf dem Land ist die Situation auch sehr angespannt. Durch die Kämpfe zwischen Guerilla, Paramilitärs und Militär ist die Lage in den abgelegenen Gebieten Kolumbiens lebensgefährlich. Bewaffnete Truppen massakrieren ganze Dörfer und hinterlassen nur Chaos und Angst. Daher flüchten die Menschen in die Städte. Dort ergeht es ihnen noch schlechter, da sie ohne finanzielle Mittel nicht überleben können. Die Vertriebenen schlafen unter Brücken und auf der Straße. Sie müssen betteln und stehlen um zu überleben. Auf dem Land konnten sie zumindest durch Landwirtschaft oder Viehzucht ihr eigenes Überleben sichern.


Im ganzen Land werden Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Gegenwehr gibt es nur vereinzelt. Bauernorganisationen und die Gemeinden der Indianer versuchen immer wieder sich gegen den Terror der Todesschwadronen zur Wehr zu setzen. Leider ohne großen Erfolg, da die bewaffneten Truppen einfach alles auf ihrem Weg mit Waffengewalt niederstrecken.
In Kolumbien gilt die allgemeine Wehrpflicht. Die jungen Menschen aus den Armenvierteln werden eingezogen und für den Kampf gegen die Guerillas als „Kanonenfutter“ missbraucht. Söhne aus besserem Hause haben das Privileg sich diesem sinnlosen Kampf zu entziehen. Viele Jugendliche müssen ihr Leben für den Kampf gegen Guerilla und paramilitärische Truppen geben.


Die Bekämpfung der Guerilla durch die Regierung fordert immer wieder viele zivile Opfer. Militärische Sondereinsatztruppen bombardieren ganze Dörfer ohne Rücksicht auf die Bevölkerung. Oftmals wissen die Betroffenen nicht einmal wer sie gerade angreift. Sie stehen immer zwischen den Fronten und werden abwechselnd der Kollaboration mit der jeweilig anderen Seite bezichtigt. Unter den Opfern befinden sich auch immer Kinder. Viele werden getötet oder zu Vollweisen gemacht.


Ein weiteres Problem sind die zunehmenden Entführungen und Schutzgelderpressungen, die dem Terror ein weiteres erschreckendes Gesicht geben. Es wird geschätzt, dass 85 Prozent aller Entführungen auf das Konto der verschiedenen Guerillaorganisationen gehen. Der Rest wird der allgemeinen Kriminalität zugeordnet und den paramilitärischen Organisationen, welche diese Tatsache aber noch niemals öffentlich zugegeben haben. Quelle: www.mediosparalapaz.org)

Das Geschäft mit den Geiseln ist lukrativ. Der Preis für die Freilassung einer Geisel beträgt 100.000 bis fünf Millionen US-Dollar. Jene Geiseln für die kein Lösegeld gezahlt werden kann, werden jahrelang festgehalten oder ermordet.


Wer sich in Kolumbien für Menschenrechte und gegen die Gewalt einsetzt, muss um sein Leben fürchten. Jüngst berichtete der Spiegel von der seit 6 Jahren entführten Clara Rojas, die nun endlich frei kam. „Sechs Jahre war Clara Rojas in der Gewalt der kolumbianischen Farc-Rebellen. Während der Geiselhaft gebar sie einen Sohn, den ihr die Entführer nach acht Monaten wegnahmen. Nun konnte die Rechtsanwältin das Kind erstmals wieder umarmen.“ (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,528431,00.html).


Die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt wurde am 02.07.2008, nach 6 Jahren in der Gewalt der Rebellen, erfolgreich von der kolumbianischen Armee befreit.